Leuchtet D-Dur in blau und beginnt unser Leben in Es-Dur? Was hat es mit Tönen und Tonarten auf sich? Vergnüglich und nachdenklich, virtuos und klangvoll gehen die Pianistin Han-Lin Yun und Kristian Wegscheider, ein begeisterter Musikliebhaber und renommierter Orgelbauer, dieser Frage nach. In einem außergewöhnlichen Konzert mit Werken berühmter Komponisten aus drei Jahrhunderten sowie Worten, Gedanken und Anmerkungen zu Charakteren der Klangfarben reisen die beiden durch die Welt der Tonarten.
Kristian Wegschneider ist 1954 in Ostseebad Ahrenshoop geboren. Nach der Armeezeit und einem Jahr Mitarbeit in einer Tischlerei hat er die Lehre zum Orgelbauer in der Orgelwerkstatt Jehmlich in Dresden erfolgreich absolviert. Danach hat er ein Fachschulfernstudium für die Restaurierung von Musikinstrumenten abgeschlossen und anschließend noch von 1976 – 1980 den Diplomrestaurator. 1989 hat Kristian Wegschneider seine eigene Orgelwerkstatt in Dresden gegründet.
Geboren und aufgewachsen in Taiwan, lebt die Pianistin Han-Lin Yun seit 2015 in Deutschland. Nach mehreren Jahren des Studiums – Bachelor Klavier in Taipei/Taiwan (Prof. Susan Lin), Master Klavier in Frankfurt (Prof. Arnulf von Arnim), Konzertexamen Klavier in Dresden (Prof. Detlef Kaiser), Master und Konzertexamen Liedgestaltung in Köln (Prof. Ulrich Eisenlohr) sowie Master Neue Klaviermusik in Köln (Prof. Pierre-Laurent Aimard) – setzt sie fort, was im heimischen Taiwan begonnen hatte: Schon früh ist sie im Konzertsaal zuhause – fasziniert von der Tiefe, in der sie durch ihr Spiel Menschen zu bewegen vermag, und beeindruckt, wie sich mit 88 Tasten die Atmosphäre in einem Raum verändern lässt. Nach den erwähnten Studien reizt sie, wie die meisten Pianisten, die Welt der Wettbewerbe, in die sie allerdings nur einen kurzen und einmaligen Ausflug unternimmt (2018, Barletta, Italien). Trotz des ersten Preises fühlt sie sich indes wohler, die Musik mit Menschen im Konzert zu teilen, statt sich mit Kollegen zu vergleichen.
Nach dem Preisträgerkonzert folgt sie allein ihrem Herzen. Konzertreisen führen sie u.a. nach Taipei, Dresden, Aachen, Boston, Sydney, Wittenberg, Altenburg, Barletta, Cervo, Luxemburg oder Görlitz. Neben der solistischen Arbeit, dem intensiven Zusammenwirken mit der Sopranistin Anna Graf sowie der Lehre im Fach Liedgestaltung an den Musikhochschulen Köln und Saarbrücken widmet sie sich in Unterricht und Hauskonzerten im heimischen Königswinter bei Bonn einer kleinen Zahl talentierter Privatschüler. Die Corona-Zeit wird u.a. durch die Aufnahme einer CD mit ihrer Liedduopartnerin Anna Graf überbrückt. Beide gestalten auf Einladung der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt ein Konzert im Lutherhaus zu Wittenberg. Nun folgt beim Label querstand die erste Solo-CD der Pianistin. Seit 9600 Tagen spielt sie nun Klavier, „mit befreiender Passion“, auf und abseits der Bühne. Fühlt sich der Erde entrückt, sobald sie die Tasten spürt.
„Hoffentlich noch viele Tage, Jahre. Nichts ist selbstverständlich in unseren unruhigen, an vielen Orten der Erde sogar furchtbaren Zeiten. Was für ein Geschenk, dieses Leben als Musikerin!“