Sie setzte sich in einem spannenden Finale gegen Maxim Lando durch, der den Schott Music-Publikumspreis sowie den Arnold-Freymuth-Preis gewann. Sämtliche Runden des Wettbewerbs wurden live gestreamt und sind auch weiterhin im Internet nachzuverfolgen.
Der mit 20.000 Euro dotierte Internationale Deutsche Pianistenpreis nimmt insofern eine besondere Stellung im weltweiten Wettbewerbsgeschehen ein, als zu dem Wettbewerb nur sechs Teilnehmende zugelassen werden, die an einem Wochenende in vier Runden um den Preis spielen. 120 Video-Bewerbungen waren in diesem Jahr eingegangen. Die Professoren Christopher Hinterhuber und Sergejs Osokins wählten aus diesen ein sehr hochkarätiges Feld aus: Magdalene Ho, Fuko Ishii, Uladzislau Khandohi, Maxim Lando, Vitaly Starikov und Xiaolu Zang hatten alle bereits bei anderen Wettbewerben Preise gesammelt und spielten in Kronberg durchgängig auf sehr hohem Niveau. In drei Runden wurden die beiden Finalisten Magdalene Ho und Maxim Lando ausgewählt, die als Finale ein einstündiges Solorecital am Morgen und ein Klavierkonzert am Abend geben mussten. Es zeigte sich schon in den ersten drei Runden, dass hier eine Pianistin und ein Pianist von höchst unterschiedlichem musikalischem Charakter gegeneinander antraten. Und passend dazu hatte Magdalena Ho für das Finale Schumanns Klavierkonzert ausgewählt, während Maxim Lando Rachmaninows Drittes interpretierte. Sie wurden souverän begleitet von der Philharmonia Frankfurt unter den Dirigenten Juri Gilbo (Schumann) und Brandon Keith Brown (Rachmaninow), die beide neben den Professoren Wolfram Schmitt-Leonardy (Sprecher), Michel Daberto, Rena Shereshevskaya, Natalia Troull und Jie Yuan sowie dem Journalisten Constantin Schreiber und dem Vorjahressieger Andrey Gugnin die Jury bildeten. Maxim Lando ist einer der kräftigsten Pianisten, die ich je erlebt habe. Seine technischen Möglichkeiten wirken grenzenlos. Der 21-jährige amerikanische Absolvent der Lang Lang International Music Foundation und jetzige Student an der Juilliard School demonstrierte diese manuellen Fähigkeiten in allen Runden und natürlich auch in Rachmaninows Drittem überaus eindrucksvoll, wofür er mit dem mit 3.000 Euro dotierten Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Magdalene Ho (*2003), die bei Dmitrii Alexeev am Royal College of Music in London studiert und im letzten Jahr bereits den Clara-Haskil-Wettbewerb gewonnen hat, spielt äußerst differenziert und reif für ihr junges Alter, holte aus dem C. Bechstein Konzertflügel D 282 ungemein viele Farben und entwickelte das Schumann-Konzert genauso kontrolliert wie temperamentvoll. Sie gewann als erste Frau diesen international bedeutenden Wettbewerb, der verknüpft ist mit dem Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro sowie einer CD-Produktion und Konzertengagements.
Da der Deutsche Internationale Pianistenpreis neben dem Publikumspreis in der Regel nur einen Gewinner bzw. eine Gewinnerin kennt, vergab die Kuthe Gruppe zum zweiten Mal kurzfristig den mit 5.000 Euro dotierten Arnold Freymuth Preis, über den sich Maxim Lando freuen konnte. Gregor Willmes, Kulturmanager der C. Bechstein Pianoforte GmbH und an diesem Abend zusätzlich Sprecher der Kuthe Gruppe, richtete bei der Preisverleihung herzliche Grüße von Stefan Freymuth (Geschäftsführer von C. Bechstein und Kuthe) aus und erläuterte im Casals Forum: „Pablo Casals war nicht nur ein exzellenter Musiker, sondern auch ein Mensch, der sich sein Leben lang für Frieden, Freiheit, Menschenrechte und Demokratie eingesetzt hat. In dieser Tradition steht auch unser Sonderpreis, der an Arnold Freymuth und seine Brüder Kurt und Paul erinnern soll.“ Paul sei von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager umgebracht und Arnold und Kurt in den Freitod getrieben worden. Arnold Freymuth (1872–1933) habe als juristischer Autor, republikanisch orientierter Richter, Politiker und Menschenrechtsaktivist in seinem Leben immer wieder große Zivilcourage gezeigt. Daran müsse man gerade in diesen Zeiten wieder erinnern, um die richtigen Lehren aus der Weimarer Republik zu ziehen. Willmes ergänzte: „Bereits im letzten Jahr habe ich diese Worte zur Begründung des Preises hier gesprochen. In diesem Jahr scheint es mir leider noch notwendiger zu sein!“ Das Eröffnungskonzert zum 13. Internationalen Deutschen Pianistenpreis hatte Vorjahressieger Andrey Gugnin gegeben. Er ließ mit sehr persönlichen Interpretationen von Liszts Transzendentalen Etüden sowie der auf Bechstein uraufgeführten h-Moll-Sonate aufhorchen: Gugnin setzte nicht allein auf Geschwindigkeit, sondern seine Virtuosität als Mittel ein, um strukturelle Klarheit, musikalische Farbigkeit und Poesie mit der ebenso geforderten Expressivität in Einklang zu bringen. Jubel und stehender Applaus waren der Dank des Publikums.
Text: Gregor Willes
Fotos: Stefan Höning & International Piano Forum Frankfurt