Mehr als 100 Bewerber hatten sich mit Videos für die Teilnahme am 12. Internationalen Deutschen Pianistenpreis beworben, zehn von ihnen waren von einer Vorauswahljury für das Pianistentreffen in Kronberg ausgewählt worden. In zwei Tagen und vier Runden wurde dann der Preisträger ermittelt, wobei die Ergebnisse aus allen Runden zur Gesamtentscheidung einbezogen wurden. Angesichts der herausragenden Qualität aller Nominierten hatte auch die Jury eine anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen. Zur siebenköpfigen Jury zählten u.a. so renommierte Musiker wie Robert Levin, Boris Petrushansky und Christian Höppner sowie der Vorjahressieger Konstantin Emelyanov.
Zwei Finalisten traten am 25. November vormittags solo im Carl Bechstein Saal sowie mit der Philharmonie Frankfurt am Abend im Casals Forum der Kronberg Academy auf. Andrey Gugnin glänzte mit Beethovens drittem Klavierkonzert in c-Moll, das er ungemein lebendig sowie in Artikulation und Dynamik höchst differenziert interpretierte. Welch wunderbare Klangfarben er zudem im langsamen Satz dem C. Bechstein Konzertflügel D 282 entlockte, das zeigte den großen Meister, der in der Tradition von so herausragenden und doch so verschiedenen Pianisten wie Emil Gilels und Sviatoslav Richter steht.
Xuanyi Mao stellte sich mit Rachmaninows zweitem Klavierkonzert vor und gewann die Herzen des Publikums mit ihrer bewundernswerten Virtuosität. So erhielt sie nicht nur den F.A.Z. Publikumspreis, sondern auch noch den Arnold Freymuth Sonderpreis, der erstmals und sehr kurzfristig von der Kuthe Gruppe ausgelobt worden war.
Gregor Willmes (Leiter des Kulturmanagements der C. Bechstein Pianoforte AG) erinnerte bei der Preisverleihung im Casals Forum daran, dass Pablo Casals nicht nur ein exzellenter Musiker, sondern auch ein Mensch gewesen sei, der sich ein Leben lang für Frieden, Freiheit, Menschenrechte und Demokratie eingesetzt habe. In dieser Tradition stehe dieser Sonderpreis, der an Arnold Freymuth und seine Brüder Kurt und Paul erinnern solle. Paul sei von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager umgebracht und Arnold und Kurt seien in den Freitod getrieben worden. Arnold Freymuth (1872–1933) sei ein juristischer Autor, republikanisch orientierter Richter, Politiker und Menschenrechtsaktivist gewesen, der in seinem Leben immer wieder große Zivilcourage gezeigt habe. Daran müsse man gerade in diesen Zeiten wieder erinnern, um die richtigen Lehren aus der Weimarer Republik zu ziehen.
Alle vier Runden des Wettbewerbs wurden übrigens im Livestream gezeigt und sind noch im Internet nachzuhören. Genießen Sie also die Auftritte der Nominierten Raúl da Costa, Andrey Gugnin, Uladzislau Khandohi, Jean-Michel Kim, Seunghyun Lee, Xuanyi Mao, Alexei Melnikov, Ilia Papoian, Yongi Woo und Suah Ye!
Wer Andrey Gugnin live erleben möchte, hat dazu am 13. Dezember 2023 beim C. Bechstein Klavierabend im Brucknerhaus Linz Gelegenheit!
Fotos: Christoph Martin Frommen/Internationaler Deutscher Pianistenpreis
